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14. März 2010 / 11:13 Uhr

Pleiten, Betrug und BAWAG und Hypo und Sal. Oppenheim und.

Bankenmanager lassen keine Gelegenheit aus, ihre Unschuld an der gegenwärtigen Lage zu beteuern. Faule Kredite, Hedgefonds und ähnliche unangenehme Realitäten würden schließlich vor dem großen Teich nicht halt machen und schwappen so auch in den europäischen Wirtschafts- und Finanzraum über.

So lautet die Erklärung der heimischen Bankchefs Konrad, Treichl und Co, und sie klingen ähnlich überzeugend wie wenn der von ihnen getriebene Finanzminister Josef Pröll die kommende Belastungswelle als „Ökologisierung des Steuersystems“ verkaufen will. Die Theorie von der Schuld Amerikas und der Unschuld Europas wackelt seit der Aufarbeitung des Lehman-Konkurses ohnehin beträchtlich, waren es doch europäische Institute, welche die Bilanztricks der amerikanischen Investmentbank absegneten. Aber trotzdem: Riskantes Engagement im Osten, Eigenversagen oder schnöde Gier der Verantwortungsträger können in Österreich keinesfalls – will man seriös bleiben und sich nicht reinem Populismus verschreiben – als Ursachen für die Finanzkrise ins Feld geführt werden. Das behauptet jedenfalls die Riege der Bankmanager.

Nun ist es aber nicht so, dass die Herren über das Kreditwesen immer durch vorbildliches Verhalten im Kantschen Sinn geglänzt hätten. Der Fall Elsner liefert ein Beispiel dafür, was mit etwas Intelligenz und wesentlich mehr krimineller Energie ausgestattete Manager anrichten können. Milliarden Euro verschwinden buchstäblich irgendwo in der Karibik, und lange Zeit bemerkt niemand etwas davon.  Dass auch im Prozess nicht herauskam, wer das verzockte Geld nun hat, bringt der zur Justizministerin aufgestiegenen Bawag-Richterin Claudia Bandion-Ortner und dem zu ihrem Kabinettschef beförderten Bawag-Staatsanwalt Georg Krakow nun ihrerseits strafrechtliche Ermittlungen ein. Genauso interessant in dieser Angelegenheit ist die Frage, warum der angekündigte Bawag-II-Prozess bis heute fehlt, wo es unter anderem um die Verantwortung von Gewerkschafts-Boss Fritz Verzetnitsch oder auch um die Refco-Geschäfte gehen könnte. Martin Graf forderte diesen Prozess in seinem Buch "Pleiten.Betrug und BAWAG" schon unmittelbar nach Ende des Banken-U-Ausschusses mit Nachdruck und griff dahin auch schon die Malversationen einer anderen Bank auf.

Denn die Pleite der Hypo-Alpe-Adria ist auch nicht vom plötzlich wolkenverhangenen Finanzhimmel gefallen. Die Bank kaufte in großem Stil überbewertete Immobilien an der Adria – nicht aus Gutgläubigkeit, sondern um die Bilanz mittels Tricks etwas zu frisieren. Der entstandene Schaden beträgt bis zu 18 Milliarden Euro. Haften muss letzten Endes – welchen gelernten Österreicher wundert’s? – die Republik, also der namenlose Steuerzahler.

Ein wahres Meisterstück an Gier, Managementversagen, Selbstüberschätzung und letztlich Scheitern, lieferten die Verantwortungsträger der größten Privatbank Europas: Sal. Oppenheim, eine Bank die nur für Seriosität bürgte. Der Chef der Bank, mit dem klangvollen Namen Matthias Graf von Krockow hatte für sich und die anderen Teilhaber ein sehr unvorteilhaftes Geschäft mit dem Pleitegeier Arcandor an Land gezogen. Der Konzern wurde sehr großzügig mit Krediten in gewaltigem und für die Bank sowie die beteiligten Bürgen schließlich tödlichem Umfang versorgt. Um den Konzern und das investierte (Privat-)Kapital in letzter Minute zu retten, wurden immer größere Summen in das marode Unternehmen der einstmals vermögenden Madeleine Schickedanz gepumpt. Dennoch musste Arcandor am 9. Juni 2009 Insolvenz anmelden. Mit geringer Zeitverzögerung ist jetzt auch Sal. Oppenheim an der Reihe. Die Kreditausfälle haben der Bank den Todesstoß versetzt. Die Deutsche Bank wird die Privatbank zum Preis von einer Milliarde Euro übernehmen, eine Summe die nicht ausreichen dürfte, um die haftenden Teilhaber von ihren Geldsorgen zu erlösen. Man hat sich für das kaputte Bankhaus mit jedoch illustrem Kundenstamm 500 Millionen mehr gewünscht. Träume erweisen sich oft als Schäume, und so ist Familie Oppenheim jetzt informierten Kreisen zufolge sogar genötigt, den Familiensitz auf Gut Schlenderhan zu veräußern. Vorbildlich an den Vorgängen rund um Sal. Oppenheim ist, dass die Betroffenen selbst für ihre Gier bezahlen und nicht die Steuerzahler. In dieser Bank ist offenbar wirklich alles schief gegangen.

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